Wanderung: Gülpe - Havel - Prietzen - Rhinow (Havelland)
Gülpe und die Havel
Eine Wanderung rund um das Dorf Gülpe im Westhavelland ist für mich jedes Mal ein besonderes Ereignis. Der Bus von Rathenow fährt morgens in den entlegenen Ort, drei Kilometer führt die Straße hinein, dann wendet der Bus an der Haltestelle und fährt die drei Kilometer wieder zurück. Hier geht es nicht weiter, kein Durchgangsverkehr stört die Ruhe an der Grenze zu Sachsen-Anhalt.
Sofort stellt sich, wie am Meer, der Wunsch ein, ans Wasser zu müssen. Los geht es durch die Dorfstraße, vorbei am Dorfanger mit der kleinen Kirche und Storchennest, das jetzt im Herbst leer ist, zum Biwakplatz an der Havel. Um den Platz befindet sich ein Kopfweidenwald mit 400 Bäumen, ein spektakulärer Anblick.
Zwischen den Weiden und dem Seitenarm der Havel führt der Weg zu einer Brücke, in der Ferne liegt die Ökologische Station der Uni Potsdam auf dem ehemaligen Hünemörderhof, was für ein Name.
Der Streckenverlauf einer Wanderung geht normalerweise von A nach B, in Gülpe muss ich mich von dieser Buchstabenfolge verabschieden, denn um der Schönheit der Landschaft gerecht zu werden, gehe ich Wege doppelt - auf geschwungenen Pfaden zur Havel hin und wieder zurück. Auch die Zeitvorgabe habe ich im Bus gelassen.
Die Belohnung ist groß, die Natur bezaubernd, die wilde Havel, die in der Landschaft verteilten Solitärbäume, der offene Himmel, das Licht und die Vogelformationen über mir. Früher sah ich gerne Havellanddokus, hier stehe ich mittendrin.
Zurück im Dorf, spaziere ich durch jede Straße. Das Gasthaus zur Havel ist geschlossen.
Gülpe –Gülper See
Vorbei an der Bushaltestelle führt der Weg zur Schleuse und ein weiteres Mal zur Havel, wieder hin und her. An einem kleinen Graben stehen nah beieinander mehrere Silber- und Graureiher. Einzig das Wetter will nicht mitspielen und der Himmel bleibt grau.
Vor der Straße biege ich rechts auf den grasbewachsenen Hochwassserschutzdeich ab, der mich im Bogen durch das Naturschutzgebiet Untere Havel Nord zum Gülper See bringt.
Der Gülper See ist im Herbst ein Vogelzug-Hotpot. Zehntausende Vögel bevölkern den See und die Havelniederung. Also laut Nabu, an meinem Wandertag waren es weniger. Auf dem Weg durchquere ich einen kleinen Kiefernwald, der See ist zum Vogelschutz weitläufig abgesperrt, Beobachtungstürme mit Sitzbänken ermöglichen die Sicht auf die Vogelwelt.
Bockwindmühle Prietzen – Rhinow
Nach einer Weile erreiche ich die Bockwindmühle in Prietzen. Das Dorf Prietzen durchquere ich und gelange wieder zum Gülper See, der Weg auf der Landseite ist von einzelnen Kiefern umgeben. Der Boden ist karg, so dass hier besondere Gräser und Pflanzen zu entdecken sind. Nach einem Kilometer wechsle ich auf den Hochschutzdeich, der jetzt durch einen lichten Kiefernwald verläuft, bis ich Rhinow, das Ziel meiner Wanderung erreiche. In der Mittelstraße befindet sich die Handwerksbäckerei Schulze mit eigener Backstube, die ich noch besuche, bevor der Bus vor der Grundschule mich zum Bahnhof fährt. Von A nach B.
Zusammenfassung:
Diese Wanderung gehört zu meinen persönlichen Favoriten. Die Havel, die Natur, die Ruhe, wer sich darauf einlässt erlebt eher eine Reise zu Fuß als eine einfache Wanderung. Den Streckenverlauf würde immer wieder genauso gehen, nichts was mich stört oder zu verbessern wäre.
Länge: 22,2 km, Karte weiter unten (Komoot)
Anfahrt: Berlin Hauptbahnhof - Gülpe Bus 1:37 Std mit Umstieg in Rathenow
Abfahrt: Rhinow Grundschule Bus – Berlin Hauptbahnhof 1:41 Minuten mit Umstieg in Rathenow oder Neustadt/Dosse 1:55 min
Links und Infos :
Naturschutzgebiet Gülper See beim NABU
Verpflegung:
Bäckerei Schulze, Mittelstraße 11, Rhinow, Öffnungszeiten Montag - Freitag 06:00 - 18.00 Uhr, Samstag 05:30 - 10:00 Uhr